Dienstag, Juni 21, 2005

Stammtischniveau?

Wuerfels Blog
Ok, jetz mal Thema Wirtschaft/Politik, wofür ist so ein Blog denn sonst da? Außerdem geht es dabei um eines meiner Lieblingsthemen: Schifffahrt! Thyssen-Krupp ist Eigner der Traditionswerften Blohm und Voss (Hamburg) und HDW (Kiel), die in einem Verbund zusammengeführt sind. Im Rahmen der Konsolidierung der europäischen Werftenindustrie war man bisher der Meinung, dass sich die Tyssen-Werften mit ausländischen Schiffbaukonzernen zusammentun sollten. Hierbei hatte man vor allem die in französischem Staatsbesitz befindlichen im Visier. Nun ist man aber bei Thyssen zu der Erkenntnis gekommen: "französiche Firmen wollen nicht konsolidieren, sondern übernehmen...". Damit sind die Pläne erstmal auf Eis. Ich finde diese Erkenntnis beachtlich, aber auch erstaunlich, dass sie sich nicht schon früher durchgesetzt hat. Die französische Politik betreibt einen beachtlichen Protektionismus, viele Schlüsselindustrien sind in Staatsbesitz. Seit mindestens den 80iger Jahren ist die Regierung darauf bedacht, bei mögl. viele europäischen Gemeinschaftsprojekten die Führung zu übernehmen und die Zentrale in Frankreich anzusiedeln: ESA, europäisches Parlament (teurer Wanderzirkus zwischen Strassburg und Brüssel), Airbus, Arte ... Bei EADS ist man sehr darauf bedacht, die Führung mögl. mit eigenen Managern zu besetzen, was bisher noch am Wiederstand des Anteilseigners Daimler scheitert. Beim europ. Satellitennavigationssystem Galileo ist man gerade damit beschäftigt, franz. Firmen bei der Auftragsvergabe zu positionieren. Als der Frankfurter Hoechst-Konzern mit Rhone-P. zu Aventis fusionierte, musste der Firmensitz unbedingt in Strassburg angesiedelt werden. Geschickt brachte man später das Unternehmen Sanofi für eine weitere "Konsolidierung" ins Spiel. Unter massivem Einfluss der franz. Politik wurde Aventis übernommen und das deutsch-französische Vorzeigeunternehmen zu einem nur noch franz. Vorzeigeunternehmen :-). Ein Schelm der böses dabei denkt! So scheiterte die Konsolidierung der Bereiche Bahntechnik, Turbinentechnik und Atomtechnik mit Firmen wie Siemens, Alstrom und Fra-Atom am Wiederstand der Politik, französische Interessen waren nicht genug berücksichtigt. Man verstehe mich nicht falsch, ich liebe Frankreich, das Land, die Menschen und die Kultur. Ebenfalls bin ich ein großer Freund des europäischen Gedankens und der Einigung unter den Völkern. Es muss aber auch mal gesagt werden, dass diese Zusammenarbeit nicht nur einseitig sein kann und das nationale Egoismen auf europäischer Ebene etwas anachronistisch anmuten. Interessant ist auch, wie sich die franz. Regierung bei Beitragsverhandlungen zur EU keinen Millimeter bewegt und dann geschickt Tony Blair die alleinige Schuld am Scheitern der Verhandlungen in die Schuhe schiebt. Da haben sich zwei Antipoden gefunden: Frankreich mit Hang zum sozialistischen Protektionismus und England mit freiester Marktwirtschaft mit amerikanischen Zügen und Hedge-Fonds, die hierzulande (hier zu Lande n. neuer Schreibung) in der Heuschreckendiskussion auftauchen, man man. Witzig war auch der Vorschlag eines Politikers, Frankreich und Deutschland sollten alle wichtigen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Bereiche im Rahmen einer Art Konföderation zusammenlegen. Bei den völlig unterschiedlichen Strukturen Föderalismus und Zentralismus wäre dies auf eine Konstruktion ähnlich des Rheinbundes unter napolionischer Besatzung hinausgelaufen. Der Vorschlag war natürlich chancenlos aber durchaus bezeichnend.

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