Donnerstag, Februar 01, 2024

Caspar David Friedrich-Ausstellung in Hamburg


  bis 01. April 2024

In Hamburg läuft in der Kunsthalle eine der bisher größten Ausstellungen über den deutschen Maler Caspar David Friedrich (1774-1840), der in diesem Jahr seinen 250. Geburtstag feiern würde.

Im Jubileumsjahr wandert die Ausstellung noch nach Berlin und Anfang 2025 gibt es erstmals eine Werkschau in New York.

Die Ausstellung ist äußerst gut besucht. Ein flexibles Ticket, mit dem man einfach so kommen könnte, ist daher nicht mehr erhältlich. Es muss also ein Zeitfensterticket her und auch die sind an Wochenenden schnell ausverkauft. Ich möchte nicht wissen, wie es an Wochenenden dort zugeht, ob man überhaupt viel zu sehen bekommt.

Ich war am Mittwoch dort und hatte das Zeitfenster 10:00-13:00 Uhr, in der Erwartung, dass dies entspannt sein wird. Denkste! Ein ziemliches Gedränge, vor den einzelnen Bildern Menschenauflauf und Wartezeit. Es ist sehr unverständlich, dass die Kunsthalle die Ausstellung in so begrenzten Räumlichkeiten zeigt. Die 60 Gemälde und 100 Zeichnungen benötigen Raum. Der Anbau Kunsthalle der Moderne wird sonst eh nicht so gut besucht, die raumgreifenden modernen Installationen erschließen sich einem größeren Publikum nicht. Sie hätten eine Zeit in das Depot gekonnt, um Platz für den Blockbuster Caspar David Friedrich zu schaffen.

Die Ausstellung seiner Werke ist ansonsten äußerst sehenswert und so eine Vollständigkeit wird man so schnell nicht wieder präsentiert bekommen. Eine Etage über der eigentlichen Präsentation seiner Werke gibt es noch einen zweiten, eher peinlichen Teil. Hier soll der Künstler nachträglich für den Kampf gegen den Klimawandel, für den Feminismus und für Migration vereinnahmt werden. Der berühmte Wanderer über dem Nebelmeer wurde durch eine Frau ausgetauscht, vor den Kreidefelsen stehen jetzt schwarze Menschen und statt Friedrichs Wolkenstudien werden Abgaswolken aus Fabrikschloten und Kraftwerken gezeigt. Friedrichs Gemälde mit den Eisschollen werden Fotos entgegengestellt, auf denen ein Mann mit Schneidbrenner echte Eisschollen abtauen lässt. Eine mehr als verkrampfte Ergänzung und Vereinnahmung des Werkes. Friedrich war kein Naturschützer, sondern seine Landschaften drücken Stimmungen, Gefühlszustände aus oder haben symbolische Bedeutung. Folgerichtig wird dieser Teil der Ausstellung auch vom Publikum schlechter angenommen. Hier verlieren sich die wenigen Menschen, die dies noch anschauen. Vereinzelt sieht man Kopfschütteln.

Überhaupt neigt die Kunsthalle mittlerweile zum betreuten Denken. Im legendären Makart-Saal z.B. Dort wurde das Monumentalgemälde Einzug Karls V. in Antwerpen (1878)“ erst jahrelang hinter einer Wand versteckt. Momentan ist es mal wieder zu sehen, wird jedoch mit kindischen Fragestellungen kommentiert, in etwa: 

- Finden Sie das Gemälde provokativ? (Antwort: nein, man muss das Bild im Zeitkontext sehen)
- Finden Sie es sexistisch oder ist dies gar eine rhetorische Frage? (Meine Antwort: Ist das die neue Prüderie bzw. Puritanismus?)
- Sind Fakten genauso wichtig wie Fantasie? (Antwort: der normale Betrachter kann sicherlich zwischen Allegorie und Wirklichkeit unterscheiden, ganz ohne geistige Betreuung durch die Kunsthalle)
- Wie zeigt sich hier Macht? usw.

 

(Bildquelle: gemeinfrei)